Liebe Familie, Freunde und Interessierte!
Hoechste Zeit, dass wir wieder einmal etwas von uns hoeren lassen - und merci fuer alle persoenlichen Kommentare und Mails, wir freuen uns jeweils sehr darueber. Es geht uns gut hier in Phnom Penh. Wie der Titel sagt, brechen wir aber bald "unser Zelt" ab hier in der Hauptstadt und beginnen die Reise per Velo. Nicht dass wir bis jetzt nicht Velo gefahren waeren, wohl jeden Tag ca. 10 Km in der Stadt fuer Einkaeufe, Besuche, Besichtigungen etc. Aber auf das eigentliche Veloreisen sind wir nun schon recht "giggerig". Jedenfalls haben wir begonnen, in einem Fitnessclub unsere verrosteten Glieder etwas zu fordern und pflegen. Hier einige Berichte und News:
Wohnen:
Vom Teamhouse von YWAM sind wir seit rund 10 Tagen ausgezogen und leben jetzt ganz in der Naehe in einem Guesthouse mit eigenem Bad und Air Condition. Beides ist viel wert hier, vor allem wenn alle Einrichtungen funktionieren wie bei uns (Ausnahme Warmwasser - macht uns bei jeder Dusche richtig frisch!). Wir geniessen es auch, am Abend mal richtig Ruhe zu haben. Im Teamhouse teilten wir Bad, Kueche, Aufenthaltsraum... mit bis zu 30 Personen.
Sprache:
Wir haben keine Khmer-Sprachschule besucht und bereuen es manchmal. Vor allem in den Slums ist es schon bitter, wenn die Leute so offen sind und mit uns zu plaudern beginnen wollen, wir aber nicht koennen. Dafuer sind wir nach fuenf Wochen recht gut drin mit Englisch, das hier als gemeinsamer Nenner punkto Kommunikation gilt.
Begegnungen:
Die Khmers sind grundsaetzlich unglaublich offen und suchen das Gespraech und die Kontaktaufnahme mit Fremden wie uns. Es nimmt sie wunder, wie wir ueber sie und das Land denken und fragen uns alles moegliche. Vor allem interessant scheinen immer wieder unsere Fahrraeder, welche ehrfuerchtig bestaunt werden (wenn wir weg sind, auch
ausfuehrlich befummelt... ). Auf die Frage, wie viel denn unsere Raeder wert sind, antworten wir nicht mehr, die Antwort uebersteigt ihr Vorstellungsvermoegen. Einige habe uns schon verschwoererisch von der Seite angeblickt und gemutmasst: Maybe one thousand Dollars!!?? In den Slums haben sich bereits so etwas aehnliches wie Beziehungen zu Monika und mir gebildet. Als ich einer Frau heute erklaerte, dass wir nun verreisen, hat sie etwa 3 mal gesagt, dass sie uns vermissen werde und wir sollten doch wiederkommen. Auch sind die Slumbewohner sehr gastfreundlich und grosszuegig. Letzthin ging eine Frau extra fuer uns Getraenkedosen kaufen, was fuer sie sehr teuer ist, weil wir den angebotenen hausgemachten Ice-Coffes misstrauten und diese freundlich ablehnten. Ein Highlight war die Teilnahme an einer Khmerhochzeit(Er Norweger, Sie Kambodschanerin). Die Hochzeit beginnt um 6:30 morgens mit dem "Fruit Walk" und dauert bis abends um ca 21:00. Fuer das Brautpaar und deren Eltern ist es der pure Stress, weil sie ausschliesslich repraesentieren muessen. Alles geht um Show und um glitzernde Photoaufnahmen, wirklich alles. Unglaublich, aber wahr. Die Braut wechselt, je nach Budget, bis zu 16 mal das Brautkleid pro Tag. Der absolute Taetschmeister ist nicht der Brautfuehrer, sondern der Fotograf. Naja, es war wirklich abgefahren, aber much fun. Auch sind wir schon von Missionaren oder Mitarbeitern eingeladen worden zum Znacht. Diese Begegnungen sind immer sehr interessant und ergeben gute Gespraeche.
Verkehr:
Beim Velofahren in der Millionenstadt PP sitzen unsere Finger immer noch dicht am Bremshebel, aber weniger nervoes als auch schon. Es braucht auf jeden Fall stets unsere ganze Aufmerksamkeit. Tausende von Toefflis (ca. 10% mit Helm) ueberholen dich rechts und links und obwohl Rechtsverkehr, kommen dir andauernd Toefflis oder auch mal ein Auto am rechten Rand entgegen. Vortritt hat, wer schneller ist. Ausser bei grossen Ampelkreuzungen, welche meistens, aber lange nicht immer nach Ampelfarbe befahren werden, herrscht eine Art friedliche Anarchie im Verkehr. Trotzdem, und das faellt auf, sehen wir keine Hektik in den Gesichtern und kein Verkehrsteilnehmer haette sich je irgendwie sichtbar aufgeregt! Kambodschaber sind erstaunlich geduldige Menschen, nicht nur im Verkehr. Davon koennen wir uns wohl eine dicke Scheibe abschneiden. Monika und ich fallen im Verkehr auf wie Ausserirdische mit unseren "neuen" Raedern, Rueckspiegeln und Helmen und werden oft unglaeubig, oft auch belustigt angeguckt. Dass man mit dem Finger auf uns zeigt und an die vielen "oooohs" haben wir uns gewoehnt.
Jugend und Kinder:
Angeblich sind 80% der Khmers unter 30-jaehrig, und 50% unter 20-jaehrig. Diese Zahlen sind ohne weiteres glaubwuerdig, wenn man sich umsieht. Einen starken Einfluss darauf hatte das Pol Pot - Regime, dass bis 1979 wuetete und Millionen Menschenleben kostete. Das Land ist ganz auf Jugend und schnellen Aufschwung ausgerichtet: Toefflis, Handis, Computer und Werbung zeugen vom Beduerfnis nach schnellem Leben ganz nach dem Motto: Geniessen wir es heute, wer weiss was morgen ist. Diese Mentalitaet erklaert auch das haarstraeubend fehlende Umweltbewusstsein: Alles wird gedankenlos auf den Boden geschmissen, Umweltschutz ist ein Fremdwort. Kinder erfreuen uns immer wieder. Sie sind zutraulich und neugierig, dazu sehr lernbereit. Viele wollen ihr Englisch mit uns ueben. Vor allem in den Slums sind die lachenden Kindergesichter die einzig sichtbaren "Aufsteller". Einige Kids erkennen uns jeweils von weitem, rennen auf uns zu und wollen staendig gehalten oder "Huepiroessli" getragen werden.
Ausflug nach Sihanoukville:
Fuer 3 Tage fuhren wir (mit dem Bus, aus Zeitgruenden... ) ans Meer hinunter, 2x 230 Km, wo wir einen fantastischen Schnorchelausflug zu vorgelagerten Inseln machen konnten. Es war einerseits schoen, hatte aber Schattenseiten: Massenhaft zerstoerte Korallen, Abfall, fast pausenlos angebettelt werden, Prostitution. Wir erlebten intensive Tage, konnten uns aber der Tatsache nicht entziehen, dass wir als Touristen (hier speziell) wandelnde Portemonnaies sind. Auch eine Erfahrung.
Ausblick:
Die Visas fuer Laos sind im Sack, Mitte November wollen wir dort sein. Inzwischen steht noch das Weltkulturerbe Ankor Wat und eine Dschungeltour (mit Guide) in einen abgelegenen Nationalpark im Nordosten des Landes auf dem Programm. Wir freuen uns.
Wir senden herzliche Gruesse in die herbstliche Schweiz. Bis zum naechsten mal.